Italien und die Mächte: Bündnisse und Mächtekonstellationen
Das Königreich Italien war seit dem 20. Mai 1882 mit den beiden Kaiserreichen Deutschland und Österreich-Ungarn im Dreibund vereint. Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. hofften, dadurch den ‘sacro egoismo’ Italiens in Schach zu halten, nachdem dieser 1859 und 1866 zum Verlust der Lombardei und Venetiens geführt hatte.
Italien erklärte am 3. August 1914 seine Neutralität, da es von Österreich das Dreibund Übereinkommen missachtet sah, wonach die Unterzeichnerstaaten einander konsultieren müssten, ehe sie irgendwelche kriegerischen Handlungen unternähmen. Von diesem Zeitpunkt an begannen sich beide Kriegsblöcke auf diplomatischer Ebene intensivst um Italien zu bemühen. Zur Jahreswende 1914/15 begann Italien aber immer unverhohlener, im Gegenzug für die Neutralität österreichische Gebiete zu fordern: Tirol bis zum Brenner, Görz und Gradiska sowie Teile von Dalmatien. Deutschland drängte dabei seinen Partner Österreich auf die italienischen Forderungen einzugehen. Der preußische Kriegsminister Wild von Hohenborn formulierte das weitverbreitete Denken: „An sich könnte es uns ja wurscht sein, ob Italien von dem sterbenden Kamel Österreich ein Stück Schwanz mehr abhackt oder nicht, aber die militärische Lage verschärft sich durch das Eingreifen Italiens doch bedenklich.“ Man kritisierte die als hochmütig und verbohrt angesehene Haltung am Ballhausplatz. Das resultierte aus der deutschen Verständnislosigkeit für die inneren Probleme der Habsburgermonarchie, gekennzeichnet durch die komplizierten Zusammenhänge zwischen Staat und Nationalitätenproblem.