Ergebnisse und Konsequenzen: Der Friede von Portsmouth
Nach der Schlacht um Port Arthur und den Niederlagen bei Mukden und Tsushima nahm der Zar das Vermittlungsangebot des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt an. Mit ein Grund war, dass bis zu diesem Zeitpunkt –mit Ausnahme der Insel Sachalin- noch kein Teil russischen Territoriums von japanischen Streitkräften besetzt worden war. Die Meuterei auf dem Panzerkreuzer Potemkin im Juni 1905 war symptomatisch für die innerlich zerrüttete Armee und damit auch für die Armeen in der Mandschurei. Der Krieg gegen Japan hatte die tiefe Kluft zwischen Offizierskorps und Mannschaften offen zu Tage treten lassen. Persönlicher Dünkel, Reputationswahrung und Korruption auf Kosten der Soldaten führten dazu, dass die Offiziere ihre Vorbildfunktion verloren und es zu Meutereien unterschiedlichen Ausmaßes kommen konnte.
Die Japaner waren zwar siegreich, hatten aber ihre finanziellen Ressourcen vollständig ausgeschöpft und zeigten sich ebenfalls zu Verhandlungen bereit. Sie waren auch zu einem nicht unerheblichen Teil ‚ausgeblutet’. Am 5. September 1905 wurde der Frieden von Portsmouth unterzeichnet. Russland gab die Pacht von Liaoyang und Port Arthur auf, trat die südliche Hälfte von Sachalin an Japan ab, verließ die Mandschurei und akzeptierte, dass Korea im Einflussbereich der Japaner verblieb. Die Errungenschaft, keine Kriegskosten zahlen zu müssen, war das Resultat zäher Verhandlungen, beruhte aber auch auf dem Augenmaß der Siegerseite. Der Krieg hatte ein neues Stadium des japanischen Imperialismus eingeläutet: Japan war fortan eine Großmacht auf dem Kontinent.
Noch vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages war es zu einer Erneuerung des britisch- japanischen Bündnisvertrages gekommen. Großbritannien anerkannte darin Japans Recht, alle ihm erforderlich scheinenden Maßnahmen für die „Lenkung, die Kontrolle und den Schutz in Korea“ zu ergreifen, sofern dort die Gleichheit der Handelschancen für alle Staaten gewahrt bleibe. Japan wiederum anerkannte Großbritanniens Recht, an den indischen Grenzen alle Maßnahmen zu ergreifen, die es für die Sicherheit Indiens als wünschenswert erachtete. Diese Erneuerung und Erweiterung des Bündnisses wurde von Tokio angestrebt auf Grund der Sorge, Russland könne nach seinem Krieg mit Japan seine Rüstungen im fernen Osten maßgeblich verstärken, um eines Tages einen Vergeltungskrieg gegen Japan führen zu können. Wie sich zeigen sollte kam es aber zu einer russisch japanischen Annäherung, die in der Konvention vom Juli 1907 gipfelte. Hier wurde die Erhaltung des Status quo besiegelt: die chinesischen Gebiete der Mandschurei wurden aufgeteilt in eine nord-nordöstliche Einflusssphäre Russlands und süd-südwestliche Einflusssphäre Japans. Eine gegenseitige Nichtintervention wurde vereinbart sowie der besondere Status Japans in Korea anerkannt. Japan hingegen erkannte spezielle Interessen Russlands in den zum chinesischen Reich gehörenden Gebieten der Äußeren Mongolei an.
Die internationalen Auswirkungen des Krieges ebneten in Europa den Weg zur engeren Bündniskonstellation. Frankreich und England waren durch ihre Alliierten (französisch-russischer Zweibund von 1894 und britisch-japanisches Flottenabkommen 1902) in eine schwierige Lage geraten. Jetzt beseitigten sie ihre kolonialen Interessengegensätze und fanden sich zur „Entente Cordiale“ zusammen. Russland hingegen verließ das ostasiatische Theater weitgehend und orientierte sich wieder nach Europa, besonders nach der Einsetzung von A. Iswolski als Außenminister 1906. Die diplomatischen Aktivitäten verstärkten sich besonders nach den Balkan Krisen 1908-1913.